Call Out – DISPLACED 2015
“Ich sage: Es sind ganz besonders riechende Tiere
Und ich sage: Es macht nichts, ich bin es auch.”
Bertolt Brecht, ‘Vom armen B.B.’
“Ich sage: Es sind ganz besonders riechende Tiere
Und ich sage: Es macht nichts, ich bin es auch.”
Bertolt Brecht, ‘Vom armen B.B.’
Dieser von den Aliierten nach dem 2. Weltkrieg genutzte Begriff des Flüchtlings, hat seine Aktualität nicht verloren.
Displacement bedeutet auch Dislokation, Verlagerung, Verdrängung, Verschiebung, Verrückung und Entwurzelung.
Vom 1. Weltkrieg, bis 20 Jahre nach dem 2. Weltkrieg, wurden ca. 80 Millionen Menschen zu Flüchtlingen – so der polnische Historiker Jan M. Piskorski* in seinem Buch „Die Verjagten – Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts“.
Im Niemandsland der Fluchten ziehen menschliche Schicksale, Verzweiflung, aber auch Hoffnung sowohl eine Spur des Vergessens als auch der Anfeindung.
Gerade hier im Fläming, am Rande Berlins, ist die Topographie noch greifbar. Von den Heimatvertriebenen aus dem Osten, über den Zug der Geretteten aus den Konzentrationslagern, die Flucht der Wenigen in die Emigration bis hin zu den verlassenen Kasernen der russischen Streitkräfte, die vielerorts ruinös auch von diesem Displacement ihrer Geschichte zeugen und in dessen Mauern jetzt Flüchtlingsströme aus den aktuellen Krisengebieten einquartiert werden: Hier ist der Ort diese Thematik künstlerisch zu ergründen.
Die brisante Aktualität, befeuert durch die Asylantenthematik und dem inharänten Fremdenhass – der letztendlich ja auch die Angst vor Displacement in der eigenen Heimat bedeutet –, bestärkt uns darin, in diesem Jahr Künstler zu dieser Thematik einzuladen um im Spannungsfeld des Festivals ihre Arbeiten in den Monaten Juni und Juli 2015 einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Möglich und wünschenswert sind alle Formen des künstlerischen Ausdrucks, die sich dem Thema, Displacement, Flucht und Schicksal widmen.
* Jan M. Piskorski wird als „Scientist in Residence“ das Festival begleiten.
Zentraler Ort des Festivals ist die ehemalige Hutfabrik Luckenwalde (ebenda), das, nach eigenem Bekundenden, bedeutendste Bauwerk des Architekten Erich Mendelssohn.
Mendelssohn, selbst Displaced, der als Jude für Deutschland im 1. Weltkrieg kämpfte und als ebendieser Jude im letzten Moment nach Palästina emigrieren konnte, schuf den expressionistischen Industriebau im Jahre 1923. Es machte ihn schlagartig weltberühmt.
Die jüngst original rekonstruierte Hutfabrik, weist selbst eine wechselhafte Geschichte auf. Als Fabrikationstätte für die jüdische Firma Friedrich Steinberg Herrmann & Co, wurde sie, nach der Emigration der Familie, vom nationalsozialistischen Deutschland als Waffenfabrik genutzt. Nach Kriegsende wurden 1945 die Maschinen demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Die Rote Armee nutzte die Halle bis 1956 als Reparaturwerkstatt. Seit 1957 produzierte der neu gegründete VEB Wälzlagerwerk in der ehemaligen Hutfabrik. Dann stand sie leer und verrottete.
Jetzt steht, auf über 10.000 qm, eine einzigartige und fast sakrale Austellungshalle in der Industriestraße 2 in Luckenwald,e (ca. 70 km vor Berlin) zur Verfügung, um künstlerische Ideen und Umsetzungen prestigeträchtig zu präsentieren.
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