With Sails of Straw (“Mit Segeln aus Stroh”)
With Sails of Straw (“Mit Segeln aus Stroh”) ist eine Metaphor für die Reise von Flüchtlingen, zu jeder Zeit, an jedem Ort. Und doch, die absurde Fragilität eines solchen Objektes ist keine allzu große Überspitzung, wenn wir die fast täglichen Meldungen verfolgen, über Menschen, die an den Küsten Europas landen, mit kaum zuverlässigeren Hilfsmitteln.
Ein Segel aus Stroh – fast unmöglich zu bauen. Aber die Idee davon, schwebend, vom Wind aufgebläht, inmitten der Ausstellung in der Luckenwalder Hutfabrik, entworfen von Erich Mendelsohn, deren Decke ähnlich eines Schiffkiels, der architektonische Raum wie ein gekentertes Schiff, einer schiffbrüchigen Arche Noah ähnelt – verankert diese Metaphor mit einem speziellen Ort. An was dachte Mendelsohn, als er sie entwarf? Ahnte er etwas von den Reisen, die er selbst noch erleben sollte, nicht lange danach? Oder den Reisen der Fabrikbesitzern der Halle, die er baute? Genau wie sie, landeten vielen Jüdische Familien, die Deutschland vor und während des 2. Weltkrieges verließen, in Ekuador, bauten dort ihre Hutfabriken, abeiteten mit den paja toquilla und entsandten ihre Hüte von dort überall hin in die Welt.
With Sails of Straw baut auch eine Art Brücke, schickt Grüße aus einer solchen Hutfrabrik aus der bergischen Stadt Cuenca in Ekuador in die Herrmann&Steinberg Fabrik in die ländliche Gegend des Fläming, hinweg über Ozeane und Zeiten.
Über Anna Gimein
Anna Gimein kam durch ihre Herkunft im Tanz zur visuellen Kunst und eines ihrer Hauptanliegen ist es, die menschliche Figur und Bewegung zu benutzen, um auszudrücken, was im Verborgenen liegt. Viele ihrer Werke sind Video-Darbietungen, die sich auf einzelne Gesten konzentrieren, die auf verschiedene Weisen bedeutungsvoll und inhaltlich vielschichtig auf das Herz und den Verstand wirken und sich im Körper ausdrücken. Über die unausweichliche Frage hinaus, was die Geste im Betrachter auslösen mag, liegt der Fokus dieser Arbeiten im Inneren; zu erkunden wie sich das Gefühl und das Zulassen dieses in Bewegung ausdrückt; was veranlasst uns zu welchen Bewegungen. Die Sprache und das gesprochene Wort sind ebenso wichtig für ihre Werke, mit dem Schwerpunkt auf die innere, statt die äußere Stimme.
Anna Gimein beschäftigte sich mehrfach mit den Themen Vertreibung, Emigration, Exil und anderen Bewegungen. Gimein’s Werke wurden zu Veranstaltungen und Ausstellungen gezeigt, unter anderem bei Acción!Mad (Madrid), Intermediae, Matadero (Madrid), The Big Screen Project (New York), BIDA (The International Biennial of Sports in the Arts, Gijon), Transperformance 1 and 2 (Rio de Janeiro), Limits of Landscape (Sala Proceso, Cuenca, Ecuador), Festival Internacional de Cine Pobre (Cuba), Festival Internacional de Cortometrajes (the International Short Film Festival) Almería en Corto, Artifariti International Art and Human Rights Encounters in Western Sahara, Indomitable Women (Festival Miradas de Mujeres, Matadero, Madrid; BAC Festival de Video, Fundación Miró and CCCB, Barcelona).