Fotostory #3 – in Arbeit
Verschiedene Materialien und Radierung auf Pauspapier, 365 x 430 cm
“Ein anderes Land, eine andere Sprache, ein anderer Name. Ein Tattoo auf meinem Arm, das sagt Kein Gott – Kein Land – Kein König. Grabe tief, um die Wurzeln der eigenen Verdrängung zu finden und die Gründe dafür, dass Auswanderung und Immigration so eine große Rolle in meinen Werken einnehmen. Und mit Menschen, die sich vertrieben fühlen. Um zu verstehen, warum eines meiner Werke daraus bestand, ein Spiel mit Rubbelkarten zu erfinden, dass das Lächeln der Senegalesen in Madrid an ihre Angehörigen in Dakar senden sollte.
Nach einer Naturkatastrophe ist man gezwungen zu gehen oder sich zu entscheiden zu bleiben, aber wenn sich dein physisches und soziales Umfeld komplett verändert, dann fühlt man sich unweigerlich verdrängt. Oder wenn ein politisches Erdbeben den Boden unter deinen Füßen erschüttern lässt: auch dann, du wurdest vertreiben, auch ohne umgezogen zu sein. Das wurde mir bewusst, als ich in Oberschönweide arbeitete und seine Situation in 2000 mit der Zerstörung von Pompeji verglich.
Vertrieben durch eine Hochzeit, wie all die Ehefrauen, die ihren Männern ins Ausland folgen; verdrängt durch die Technik, wie jetzt viele ländliche Gegenden in Afrika, in Amerika, in Asien; Verdrängt durch den Krieg, durch Hunger, aufgrund von religiöser oder politischer Verfolgung, durch ethnische Reinigung oder aufgrund der Ablehnung des eigenen Geschlechts: das ist, woraus unsere Geschichte besteht. Und aus so viel Schmerz und aus so viel Hoffnung erwächst das Vertrauen auf eine tolerantere Welt, in der Verdrängung nur noch die eine Bedeutung hat und zwar, woanders hinzugehen.”
Über Angiola Bonanni
In Rom, Italien geboren. Studiert in Rom und Washington, DC, USA. Kunstunterricht zu Hause durch ihren Vater, ein Maler der School or Rome, vernachlässigt ihr Philosophiestudium, um sich der Bildhauerei zu widmen (Schweißen und Schmieden, 1963-1970), Wechsel zu Installationen und neuerdings Video. Sie erforscht die Themen der Immigration und Multikulturismus in ihrer Serie „The Laughs Of The Peoples”(„Das Lachen der Menschen“). Lebt und arbeitet in Madrid, Spanien.